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Integration von MigrantInnen – Politik im Vergleich

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(vor)geschichtliche Migration weltweit, ein grober Überblick[1]

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Günther Lanier, Ouagadougou, 6.10.2021

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Auf der RadioAfrika-Webseite gibt es Probleme mit dem Foto-Hochladen. Wenn Sie meine Artikel vollständig lesen wollen, begeben Sie sich bitte auf https://www.africalibre.net/lang/deutsch/startseite.php. Dort stehen meine allwöchentlichen Artikel in umgekehrt chronologischer Reihenfolge (der rezenteste zuvorderst), alle vollständig mit ihren Bildern. GL.

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Afrika kommt in meinem heutigen Artikel so gut wie nicht vor. Dennoch steht es wie jeden Mittwoch im Herzen meines Schreibens – wenn diesmal auch nicht alleine.

MigrantInnen kommen schließlich von überall.

Die dem Artikel vorangestellt Karte soll zeigen, dass wir seit Ewigkeiten migrieren. Die Jahreszahlen in der Karte interessieren uns nicht, erst unlängst habe ich gelesen, dass die Besiedlung der Amerikas tausende Jahre früher als gedacht stattgefunden hat[2], auch andere Jahreszahlen der Karte sind sicher Opfer neuerer Forschungen geworden.

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Was folgt, stützt sich auf den MIPEX[3].

Das Akronym steht für Migrant Integration Policy IndEX, zu Deutsch “MigrantInnenintegrationspolitikindex“. Es geht um staatliche Politik und wie sie sich auf MigrantInnen und ihre Chance auf Integration auswirkt.

Gewertet werden 52 Länder auf fünf Kontinenten, darunter in Europa alle EU-Staaten, Albanien, Großbritannien, Island, Moldau, Nordmazedonien, Norwegen, Russland, Serbien, Schweiz, Türkei und Ukraine, in Asien China, Indien, Indonesien, Israel, Japan und Südkorea, alle nordamerikanischen Staaten (Kanada, Mexiko und USA), drei südamerikanische Länder, nämlich Argentinien, Brasilien und Chile, sowie in Ozeanien Australien und Neuseeland.

Der Index soll Vergleiche ermöglichen zwischen den erfassten Staaten in Bezug auf das, was sie unternehmen, um MigrantInnenintegration voranzubringen.

Die erste Ausgabe dieses Indexes kam 2004 unter dem Namen “European Civic Citizenship and Inclusion Index“ heraus, also Europäischer Zivilbürgerschafts[4]– und Inklusionsindex. Es wurden 15 EU-Staaten evaluiert.

Bei der zweiten Ausgabe wurde 2007 der heutige Name eingeführt. Erfasst wurden 25 EU-Mitglieder plus Kanada, Norwegen und die Schweiz. Dieser zweite Index beruhte auf über 140 Indikatoren, die sechs Politikbereiche abdeckten: Arbeitsmarktzugang, Familienzusammenführung, Langzeitaufenthaltsgenehmigung, politische Partizipation, Staatsbürgerschaftserwerb und Anti-Diskriminierung.

Die dritte Ausgabe 2011 weitete erfasste Staaten, Indikatoren und Politikbereiche abermals aus.

Und die 2015 herausgekommene vierte Ausgabe stockte weiter auf.

Die bis dato letzte, die fünfte Ausgabe wurde am 9. Dezember 2020 online lanciert. Die Indikatoren decken nunmehr acht Politikbereiche ab: Arbeitsmarktmobilität, Familienzusammenführung, Bildung, politische Partizipation, Daueraufenthaltsgenehmigung, Staatsbürgerschaftserwerb, Anti-Diskriminierung und Gesundheit. Die 167 Indikatoren der 2015er Ausgabe wurden auf 58 Kernindikatoren reduziert[5].

Erwarten wir uns nichts Umstürzerlisches: Finanziert[6] wurde die letzte Ausgabe des MIPEX von der EU (unter ihrem Horizont 2020-Forschungs- und Innovationsprogramm[7] unter Ares (2017) 5627812–770121), dazu allerdings auch vom Centre for Global Development Europe[8], dem EU-Ableger des US-Thinktanks Center for Global Development (CGD)[9] – letzterer engagiert sich in Fragen der globalen Entwicklung auch über die Theorie hinaus, zum Beispiel in Entschuldungsfragen, will Armut und Ungleichheit auf der Welt reduzieren.

Hier jedenfalls die Ergebnisse des 2020er MIPEX:




100 = bestmöglich, 0 = schlechtestmöglich[10]
In Braun die Durchschnittswerte von Ländergruppen: MIPEX52 präsentiert den Mittelwert der 52 erfassten Staaten, EU28 den der EU-Mitglieder, OECD die Mitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, EU15 die westeuropäischen EU-Staaten, EU13 die restlichen EU-Mitglieder. Für die traditionellen Zielländer von Migration habe ich keine MIPEX-Definition gefunden, ich habe die Werte in meiner Tabelle aber trotzdem ausgewiesen – Kanada, Neuseeland, USA, Australien, Brasilien, Argentinien sind da sicher dabei.

Was sehen wir?

Die Top 5 sind – in dieser Reihenfolge – Schweden, Finnland, Portugal, Kanada und Neuseeland. Deutschland ist über Rang 15 nicht hinausgekommen, liegt damit aber 3 Plätze vor Frankreich und 6 vor Großbritannien. Die Schweiz auf Platz 24 erreicht gerade den Schnitt des Gesamt-Samples.

Und Österreich? Platz 36. Schande! Dabei sind die Werte in den Kategorien Staatsbürgerschaftserwerb, politische Partizipation und Familienzusammenführung besonders schlecht.

Was konkret zu verbessern ist – diese Frage überlasse ich in Migrations- und Inklusionsbelangen Qualifizierteren. Dass die für diese katastrophale Lage Verantwortlichen schnellstens abgewählt gehören, darüber brauchen wir wohl kaum zu diskutieren.

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Schauen wir ein bisschen über den Rand der Menschheit hinaus, vielleicht kann uns eine andere Gattung von Fremden, von Wandernden inspirieren. “Peregrinus“ heißt auf Latein “fremd, ausländisch“. Im Deutschen ist der Falco peregrinus – also der fremde, ausländische Falke – als Wanderfalke bekannt.

 [11]

KeineR fliegt sonst so schnell wie diese Falken, im Sturzflug erreichen sie über 300 km/h.

Und keine anderen Vögel sind so weitverbreitet – die “fremden Falken“ leben auf allen Kontinenten außer in Antarktika. Je näher zum Äquator sie daheim sind, umso weniger machen sie sich auf Reisen: In den Tropen sind sie “Standvögel“, das Gegenteil von Zugvögeln. Mit den Breitengraden steigt die Zugneigung. Wanderfalken, die die Nordhalbkugelsommer in der Arktis verbringen, sind Langstreckenzieher und sind die andere Hälfte des Jahres in Mittel- und Südamerika oder Südafrika daheim.

Die Wanderfalken sind wenig anspruchsvoll, was sie brauchen sind gesicherte Brutmöglichkeiten und Nahrung.

Diese Art von MigrantInnen hat es freilich leichter – der Luftraum ist freier als die Erdoberfläche.

Den Menschen gelingt es allerdings, sogar ihn zu sperren[12].

* * *

Kehren wir abschließend zurück zu unserer eigenen Art[13].

Die Karte[14] veranschaulicht die Ergebnisse des 2020er MIPEX.

Nicht eingefärbte Länder wurden im Ende 2020 veröffentlichten MigrantInnenintegrationspolitikindex nicht erfasst.

Je dunkler, umso schlechter geht es MigrantInnen.
Kategorien: dunkelrot = ungünstig (21-40), mittleres Rot = eher ungünstig (41-50), helles Rot = mittelgünstig (51-60): zartrosa = eher günstig (61-80) und günstig (81-100)[15].

* * *

Endnoten:

[1] Karte erstellt von ABCEdit am 21.4.2021; die Zahlen der Karte stehen für “vor … Jahren“; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Human_migration.png.

[2] Matthew Robert Bennett, Sally Christine Reynolds, Fossil footprints prove humans populated the Americas thousands of years earlier than we thought, The Conversation 23.9.2021, https://theconversation.com/fossil-footprints-prove-humans-populated-the-americas-thousands-of-years-earlier-than-we-thought-168426.

[3] Wenn nicht anders angegeben, dann ist die Informationsquelle in diesem Artikel die MIPEX-Webseite https://www.mipex.eu.

[4] Ich kannte den Ausdruck nicht: “Zivilbürgerschaft (ist) definiert als ein System garantierter Rechte und Pflichten, die Einwanderer (und Einwanderinnen) über einen bestimmten Zeitraum erwerben, an dessen Ende sie wie Staatsangehörige ihres Gastlandes behandelt werden, auch dann, wenn sie nicht eingebürgert sind.“ Zitiert aus: Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über Einwanderung, Integration und Beschäftigung, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52003DC0336&from=SL.

[5] Die Pertinenz der Selektion wurde vorab an den 2015er Daten getestet: Die Resultate waren dieselben – die 58 neuen Kern-Indikatoren wiesen “dieselbe statistische und konzeptuelle Genauigkeit auf wie die Gesamtmenge“ der 167 Indikatoren. Oft ist es eben nicht die Quantität, die zählt… Siehe https://www.mipex.eu/methodology.

[6] Angaben gemäß https://www.mipex.eu/who-produces-mipex.

[7] Siehe https://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/en/what-horizon-2020.

[8] Siehe https://www.cgdev.org/cgd-europe.

[9] Siehe https://www.cgdev.org/.

[10] Tabelle selbst erstellt auf Basis der MIPEX-Daten (im “The Data“-Teil der Webseite). Ich hoffe, ich habe mich beim Eintippen nirgends geirrt.

[11] Wanderfalke vor dem Abflug, Foto Dhairya1308 am 14.11.2018, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Peregrine_taking_off.jpg.

[12] So gerade in Algerien geschehen gegenüber Frankreich – es wurde der flotten Sprüche und Belehrungen des Herrn Macron zu viel, jetzt müssen die französischen Militärs in den/aus dem Sahel einen Umweg fliegen. Zu den möglichen weiteren Auswirkungen des seit Sonntag 3.10.2021 geltenden Überfliegverbots siehe David Baché, Fermeture de l’espace aérien algérien: quelles conséquences militaires pour la France au Sahel?, RFI 4.10.2021, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20211004-fermeture-de-l-espace-a%C3%A9rien-alg%C3%A9rien-quelles-cons%C3%A9quences-militaires-pour-la-france-au-sahel.

[13] Ich kenne mich in der biologischen Systematik nicht aus, laut Wiki ist der Mensch (homo sapiens) “eine Art der Gattung Homo aus der Familie der Menschenaffen, die zur Ordnung der Primaten und damit zu den höheren Säugetieren gehört“, die wiederum (den artenreichsten) Teil der Klasse der Säugetiere bilden.
Seinerseits ist der Wanderfalke eine Art der Gattung Falken aus der Familie der Falkenartigen (falconidae) und gehört zur Klasse der Vögel.
Schließlich gehören Säugetiere und Vögel gemeinsam mit Fischen, Amphibien und Reptilien zu den Wirbeltieren (vertebrata) – hier also erst finden Wanderfalken und Menschen zueinander.

[14] Ich habe sie auf der Grundlage der von RoyNickNorses am 19.3.2017 gezeichneten Karte erstellt, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blank_map_political_world_territories.png.

[15] In diese nicht separat ausgewiesene Top-Kategorie schaffen es nur Schweden, Finnland und Portugal.

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