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Nam Yimi.

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Macht vergessen.

Günther Lanier, Ouagadougou, 19.2.2020.

Unternehmen wir heute einen kleinen Ausflug. Von der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou geht es zuerst 40 Kilometer südwärts, auf der Straße Richtung Ghana. In Kombissiri, Hauptstadt der Provinz Bazèga, biegen wir Richtung Osten ab. Die einst kleine Lateritstraße hat sich gemausert, ist stattlich geworden. Nach ein paar Kilometern biegen wir noch einmal links ab und folgen einem kleinen Feldweg zu einer abseits des Ortes Nam Yimi gelegenen Moschee[1].

 [2]

In irgendeinem Reiseführer habe ich gelesen, dass es sich um die älteste Moschee im Gebiet der Mossi[3] handelt. Eine der ältesten unter denen, die noch heute bestehen – das dürfte jedenfalls stimmen. Mit dem Stephansdom kann sie an Alter nicht rivalisieren – der Islam ist unter den Mossi eine relativ rezente Erscheinung. In Sachen Ästhetik ist sie ihm meines Erachtens allerdings ebenbürtig. Und an Bescheidenheit haushoch überlegen.

 [4]

Der Ort Nam Yimi wurde im 17. Jahrhundert von Naaba[5] Tougouma gegründet, Sohn von Moogo Naaba Warga. Eine erste Moschee wurde hier unter Naaba Toulnere[6] gebaut, er herrschte von 1830 bis 1860 über Kombissiri. Ein aus Wa im heutigen Ghana gekommener Koranmeister namens Boureima hatte den Islam mitgebracht und Naaba Toulnere und seine UntertanInnen bekehrt.

 [7]

Unter Naaba Tanga[8] wurde die Moschee zur Zeit der französischen Kolonie 150 Meter vom ursprünglichen Ort entfernt neu errichtet. Sie besteht aus banco-, also Lehm-Ziegeln, wird jährlich renoviert. Seinen Wohnsitz hatte der Naaba nicht mehr in Nam Yimi – der Dorfname bedeutet auf Mooré “die Macht vergessen“[9], wohl nicht aus einem tiefen anarchistischen Bedürfnis heraus, sondern weil der Naaba abgewandert war. Er hatte sich in Kombissiri niedergelassen, an der großen Straße, die die Kolonialherren von Ouagadougou gegen Süden hatten bauen lassen. Die Fastenzeit verbrachte Naaba Tanga aber in NamYimi und dort wurde er auch begraben[10].

 [11]

Das Gebäude insgesamt ist außen 18 Meter 80 lang und 10 Meter 20 breit. Es besteht aus drei Teilen: aus dem Hof, dem Gebetsraum und dem Minarett. Auf dem folgenden Foto steigen diese drei Teile von links nach rechts an.

 [12]

Die Innenmaße des Hofes sind 10,2 mal 9,8 Meter, die des Gebetsraumes 8,6 mal 7,8 Meter. Der Gebetsraum – da durften wir zwar hinein, aber Fotos waren unerwünscht – überraschte mit dem wenigen Platz, den er den Betenden bot. Das liegt daran, dass es in der Gegend keine Bäume gibt, die solide Dachbalken liefern könnten. So müssen die Pfeiler, die das Dach tragen, dick sein und nah beieinander stehen. Das Minarett überragt den Rest des Bauwerkes um gut 1,5 Meter.

 [13]

In Burkina gibt es andere sehenswerte Moscheen, zum Beispiel die soeben renovierte in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes. Bani, die Stadt der neun Moscheen 230 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, ist derzeit für Tourismus wenig geeignet – dieser Teil des Landes, die Region Sahel, ist in Burkina das Hauptziel terroristischer Angriffe. “Islamisten“ werden diese Terroristen fälschlich genannt. Dass sie sich wirklich für den Islam interessieren, ist unwahrscheinlich, so gründlich missverstehen könnten sie ihn gar nicht, er dient wohl nur als Deckmantel[14]. Der von der Mehrheit (geschätzte 60%) der Burkinabè praktizierte Islam ist ein zutiefst moderater und toleranter.

Die Terroristen haben ihr Gewissen innert vier Jahren mit dem Tod von über 2.000 Menschen belastet, die allermeisten davon im Jahr 2019. Und per 12. Februar 2020 wurden 765.517 Binnenflüchtlinge gezählt[15]. Unseren Nachbarn Niger und Mali geht es ähnlich.

 

Endnoten:

[1] Das dem Artikel vorangestellte Foto zeigt den Wächter der Nam Yimi-Moschee auf ihrer Dachterrasse. Fotografiert im Dezember 2002 von Petra Radeschnig.

[2] Wir nähern uns der Moschee. Foto GL 28. Oktober 2018.

[3] Die Mossi stellen etwa die Hälfte der Burkinabè. Sie sprechen Mooré. Nam Yimi liegt im südlichen Teil ihres früheren Siedlungsgebietes.

[4] Detail der an der Basis 1,5 bis 2 Meter breiten Moschee-Mauern. Foto Petra Radeschnig, Dezember 2002.

[5] Naaba ist der Titel von Chefs – es kann sich um einen Dorfchef handeln, oder um einen “König“ wie der erwähnte Moogo Naaba Warga, der in Ouagadougou über das größte der Mossi-Reiche herrschte.

[6] Toulnere war dem Moogo Naaba untergeordnet und hatte Dorfchefs unter sich.

[7] Foto GL 28. Oktober 2018.

[8] Er regierte von 1922 bis 1977.

[9] Genau genommen müsste der Ort “naam yĩmi“ geschrieben werden.

[10] Alle Fakten der letzten beiden sowie der folgenden zwei Absätze aus Juliette Van Duc, La construction des mosquées au Burkina: un exemple d’architecture vernaculaire, pp.2057-2089, in: Yénouyaba Georges Madiéga, Oumarou Nao (Hg.), Cent ans d’histoire du Burkina Faso, 1895-1995. Bd.2, Paris (Karthala) 2003.

[11] Detail der Moschee-Mauern. Foto Petra Radeschnig, Dezember 2002.

[12] Foto GL 28. Oktober 2018.

[13] Blick auf die Moschee vom anderen Ende ihres Innenhofs aus. Foto Petra Radeschnig, Dezember 2002.

[14] Siehe auch Günther Lanier, Unter Generalverdacht. Die Fremden in unserem Inneren, Radio Afrika TV 27.3.2019, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2019/03/27/unter-generalverdacht/.

[15] Zahlen der nationalen Nothilfe-Agentur COnseil NAtional de Secours d’Urgence et de Réhabilitation (CONASUR).

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