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Nicht Bamako, nicht Paris – Kati ist wieder ’mal Malis Hauptstadt

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Günther Lanier 27.5.2021 aus Ouagadougou (Stand 12h38 UT)

Frankreich hat Ende des 19. Jahrhunderts in Kati eine Kaserne gebaut und dort das 2. Regiment der senegalesischen Schützen stationiert[1]. 15 km nördlich von Bamako war das, heute fast ein Vorort der malischen Hauptstadt. Mit etwas über 100.000 EinwohnerInnen besetzt Kati in militärischer Hinsicht im 21. Jahrhundert einen einzigartigen Posten im Land: Das Ende der Herrschaft Amadou Toumani Tourés (ATT) 2012, das Ende der Herrschaft Ibrahim Boubacar Keïtas (IBK) 2020 und das Ende der Herrschaft Bah N’Daws gestern, sie alle nahmen in Katis Camp Soundiata-Keïta[2] ihren Ausgang. Außer der Kaserne befindet sich in Kati das Prytanée militaire, die für zukünftige Militärs gedachte Sekundarschule des Landes[3].

Der Putschisten-Chef ist 2021 derselbe wie 2020: colonel (Oberst) Assimi Goïta, 37 oder 38 Jahre jung[4]. Er ist somit genauso alt wie der kürzlich im Tschad durch einen Putsch an die Macht gekommene Mahamat Idriss Déby Itno.

Als Assimi Goïta & Co im August 2020 den malischen Präsidenten IBK stürzten, kamen sie einer breit angelegten Protest-Bewegung zuvor, die sich aus zivilgesellschaftlichen, oppositionell politischen und religiösen[5] Elementen zusammensetzte und die drauf und dran war, IBK an der Macht abzulösen. Als die Militärs in Bamako auftauchten, war das Volk begeistert, es ging wohl auch von einer Unterstützung für die Protest-Bewegung aus. Doch die Junta hatte ihre eigenen Ideen. Unter dem Druck der Internationalen Gemeinschaft mussten sie sich allerdings in die zweite Reihe zurückziehen und sowohl die Präsidentschaft als auch das Premierministeramt während der auf 18 Monate begrenzten Übergangszeit ZivilistInnen überlassen[6]. Assimi Goïta wurde Vize-Präsident. Dass er in Malis Innerem “die wahre Macht“ innehatte, schien klar.

Sein größter Konkurrent um diese “wahre Macht“ ist wohl Emmanuel Macron. Der hatte in getreuer Nachfolge François Hollandes eine Sahel-Kolonialisierung der neuen Art weiter vorangetrieben, für die Mali Anfang 2013 die Einfallspforte gewesen war, hatte Bamako Paris doch um militärischen Beistand gebeten, als es von Tuareg und vor allem IslamistInnen überrannt zu werden drohte. Die französische Opération Serval konnte den Terrorismus in die Schranken weisen, aber (sollte sie das gewollt haben) nicht besiegen. So wurde sie 2014 von der Opération Barkhane abgelöst. Diese hat das Einsatzgebiet auf die G5 Sahel-Länder ausgeweitet: Neben Mali insbesondere Niger und Burkina Faso sowie Mauretanien und Tschad. So ist Frankreich 60 Jahre nach den Unabhängigkeiten militärisch wieder in den Sahel-Staaten präsent[7].

2020 hatte Macron den malischen Putschisten keine großen Schwierigkeiten bereitet, hatte sich aber freilich hinter die von der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS erhobenen Forderungen gestellt, wobei er aber schnell klar gemacht hatte, dass die militärischen Aktivitäten Frankreichs in Mali ungebremst weitergingen. Daran hat er auch ein persönliches Interesse (auch heute noch), gelingt ihm doch im Inland nicht viel – so will er, wie sein Vorgänger, als Kriegsherr im Ausland punkten.

So zog sich 2020 die Junta aus dem politischen Vordergrund zurück und es begann die 18-monatige Übergangszeit, alle Sanktionen (insbesondere die von ECOWAS und Afrikanischer Union) wurden wieder aufgehoben. Und seither – ging wenig weiter. Von einem entschiedenen Durchgreifen gegen seit alters her bestehende Missstände war wenig zu bemerken und in der – freilich nach wie vor asymmetrischen – Auseinandersetzung mit den TerroristInnen gab es trotz der anhaltenden Unterstützung der Ex- und Neo-Kolonialmacht nur punktweise Fortschritte; terroristische Angriffe fordern nach wie vor regelmäßig ihre Opfer. Ein Wille zur Veränderung war in etwa ebenso abwesend wie unter der Präsidentschaft IBKs. Zuletzt war auch der größten Gewerkschaft des Landes der Kragen geplatzt: Angesichts seit Langem unerfüllter Versprechen der Regierung erklärte die UNMT, die Nationale Union der malischen ArbeiterInnen[8], einen Generalstreik[9], dem erheblicher Erfolg bescheinigt wurde.

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* * *

Endnoten:

[1] Das dem Artikel vorangestellte Foto zeigt Soldaten im Dienste Frankreichs in Kati 1908, Foto François-Edmond Fortier, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tirailleurs_soudanais_%C3%A0_Kati_(1).jpg.

[2] Soundiata Keïta war der Gründer des historischen Mali-Reiches.

[3] Der Name Prytanée kommt aus Frankreich, von wo sonst? 1980 war die höhere Militärschule des Landes (Ecole militaire interarmes/Emia) in einem Versuch, weniger (potentiell gefährliche) Militärs in Kati zu konzentrieren, nach Koulikoro weiter im Norden verlegt worden.

[4] Er ist 1983 geboren.

[5] Insbesondere der erzkonservative Imam Dicko.

[6] Sie versuchten, ein bisschen zu mogeln: Bah N’Daw war ein erst 2012 als Oberst in den Ruhestand getretener Ex-Militär.

[7] Meines Wissens unter den 5 nur in Mauretanien nicht.

[8] Union nationale des travailleurs du Mali.

[9] Die zweite Etappe dieses Generalstreiks wurde aus Anlass des neuerlichen Putsches ausgesetzt, da es ja kein Gegenüber für Verhandlungen gibt.

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