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PANDEMIC POWER RELATIONS. Struktureller Rassismus und Macht(un)verhältnisse im Kontext von Covid-19.

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Warum scheint es so wenige Statistiken darüber zu geben, welche Bevölkerungsgruppen innerhalb von Städten am meisten von dem Coronavirus betroffen sind? Ein potenzieller Grund dafür könnte vielleicht sein, dass die Inhalte gesellschaftliche Missstände aufzeigen würden. Menschen wie Dr. Jin Haritaworn, Dr. Chandra L. Ford und Dr. Judith Kohlenberger machen darauf aufmerksam, wie sowohl die Pandemie als auch deren Bekämpfungsmaßnahmen bestimmten Bevölkerungsgruppen gegenüber diskriminierend sind. Besonders davon betroffene Gruppen sind BIPOC-Personen, queere Personen, Frauen* sowie Personen mit Fluchterfahrung.

Wie Dr. Chandra L. Ford beispielsweise hier betont, scheint es im „Public Health“-Sektor einen dementsprechenden Anlass für die Auseinandersetzung mit „Critical Race Theory“ (CRT) zu geben. Laut Professorin Jean Stefancic und Professor Richard Delgado ist die CRT kurz gefasst eine von Aktivist*innen und Akademiker*innen gegründete Bewegung, die die Beziehungen zwischen Rassismus und Macht erforscht und in Frage stellt. Spätestens mit der Corona-Pandemie scheint der Moment gekommen zu sein, dass dieses Forschungsfeld nun auch eng mit dem Gesundheitswesen in Verbindung gebracht wird.

Momentan wird sowohl akademisch als auch medial die Debatte geführt, inwieweit beispielsweise Personen mit Migrationshintergrund auch in Städten des Globalen Nordens in Bezug auf Covid-19 diskriminiert werden. Tatsächlich äußert sich das „White Privilege“ auch in Hinblick auf die Infektionszahlen der Pandemie. Wie beispielsweise „Public Health England“ hier publizierte, sind POC-Personen disproportional von Covid-19 betroffen. Dies betrifft sowohl die Ansteckungs- als auch die Todesrate. Letztere sei bei POC-Personen sowie Personen mit asiatischem Migrationshintergrund höher als jene der „weißen“ Bevölkerungsgruppe in Großbritannien. Eine in Krankenhäusern in Michigan durchgeführte Studie verwies darauf, dass 59, 3% der sich wegen Covid-19 im Krankenhaus befindlichen Menschen POC-Personen waren. Dieser Prozentsatz überstieg das Verhältnis zur in den Umkreisen der jeweiligen Städte lebenden Schwarzen Bevölkerung. Auch in Österreich haben Menschen mit Fluchterfahrung laut dieser Studie einen erschwerten Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung. In den USA werden laut dem Guardian BIPOC-Personen außerdem bis zu fünf Mal härter für Verstöße gegen Pandemiebekämpfungsvorschriften bestraft als ihre weißen Mitbürger*innen. Zudem kam es in Europa im Zuge der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen zu Menschenrechtsverletzungen, so Amnesty International.

Potenzielle Gründe für die höhere Ansteckungsgefahr von BAME-Personen mit Migrationshintergrund im Kontext der Corona-Pandemie sind laut „Public Health England“ multiple Faktoren. Es wird argumentiert, dass BAME*-Personen vermehrt Gefahr laufen, sich mit Covid-19 anzustecken, weil sie tendenziell Jobs haben, bei welchen sie automatisch einer höheren Infektionsgefahr ausgesetzt sind. In Österreich sind das jene Jobs, die als systemrelevant eingestuft werden, also beispielsweise Tätigkeiten in Supermärkten oder in der Gesundheitsversorgung. Zudem lässt sich auf Basis der gesammelten Daten vermuten, dass BAME-Personen mit vergleichsweise höherer Wahrscheinlichkeit in urbanen unterprivilegierten Gegenden wohnen und/oder im Ausland geboren wurden. Letzteres könne laut „Public Health England“ zu potenziellen kulturellen und sprachlichen Barrieren in Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen führen.

Caroline Kerschbaumer zeigt in ihrem Artikel „Rassismus und die Corona-Krise“ im „Rassismus Report 2020“ von ZARA auf, dass im Jahr 2020 über 400 Meldungen von rassistischer Diskriminierung mit Bezug auf das Coronavirus eingegangen sind. Dies mag zeigen, dass auch Österreich bezüglich der Verschärfung rassistischer Diskriminierungserfahrungen in Zusammenhang mit Covid-19 leider keine Ausnahme darstellt.

Hoffnungsschimmer am Horizont


Durch traurige Ereignisse wie den tragischen Tod von George Floyd, zahlreiche rassistisch motivierte polizeiliche Übergriffe und die Verdeutlichung des strukturellen Rassismus im Kontext von Covid-19 wurde die Rassismus-Problematik vermehrt in die gesamtgesellschaftliche Debatte miteinbezogen. Dies mag auch Menschen, die in ihrem Alltag nicht von solchen Diskriminierungen betroffen sind oder noch keine Erfahrungen in diesem Bereich sammeln mussten, eine Möglichkeit zur Sensibilisierung bezüglich dieser Themen bieten. Der Schock über die Ereignisse aus dem vergangenen Jahr bündelte auch Energie, etwas verändern zu wollen. So gibt es beispielsweise derzeit das antirassistische „black voices“-Volksbegehren in Österreich, das per Handysignatur oder auf dem Gemeindeamt unterzeichnet werden kann.

Wie weiter? Empfehlungen für eine diskriminierungsfreiere Corona-Politik

Um die erschreckenden Umstände in eine bessere Richtung voranzutreiben, gibt es bereits diverse Verbesserungsvorschläge – und der Raum für weitere Ideen ist groß.

Möglichkeiten, um der oben erwähnten vermehrten Bestrafung bezüglich der Nicht-Einhaltung von Corona-Maßnahmen sowie generell rassistisch motivierter Gewalt von Polizist*innen gegenüber BIPOC-Personen entgegenzuwirken, wären unter anderem:
-Die Einrichtung einer neuen und unabhängigen Kontroll- und Beschwerdestelle gegen polizeiliches Fehlverhalten, wie „black voices“ vorschlägt.
-Die ebenfalls von „black voices“ empfohlene Bereitstellung eines psychosozialen Dienstes von und für Schwarze Menschen und People of Colour bei Fällen rassistischer Polizeigewalt.
-Sensibilisierungsseminare für Polizist*innen, wie sie beispielsweise Dr. Ebermann in der Vergangenheit angeboten hat, und wie ZARA sie für andere Zielgruppen anbietet.

Zudem thematisiert Dr. Kohlenberger in ihrem Artikel weitere potenzielle Lösungsstrategien für weitere Problematiken. Beispiele sind das Einschließen von BIPOC-Personen als Covid-19-Risikogruppe oder diskriminierungssensible Schulungen für das Gesundheitspersonal.

Bildrechte: Unsplash // Martin Sanchez

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