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Religion an der Macht. Ein Ausweg?

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Günther Lanier, Ouagadougou, 1.7.2020.

Politiker und Politikerinnen haben heutzutage einen schlechten Ruf. Das gilt für Afrika und das gilt weltweit. Sie stehen unter Verdacht, wenn sie an die Macht kommen, diese im eigenen Interesse auszuüben, statt im Interesse der Allgemeinheit, wie es eigentlich sein sollte.

Es besteht daher die Tendenz, BerufspolitikerInnen durch QuereinsteigerInnen zu ersetzen und die Macht Leuten anzuvertrauen, die sich ihre Sporen in anderen Bereichen verdient haben: in der Geschäftswelt (z.B. Patrice Talon im Benin) oder in internationalen Finanzinstitutionen (z.B. Alassane Ouattara in der Côte d’Ivoire) oder aber in der Religion (z.B. der soeben gewählte Präsident Malawis).

Patrice Talon ist dabei, völlig “legal“ die Demokratie in Benin auszuhebeln und einen defacto-Einparteienstaat einzurichten[1]. Alassane Ouattara[2] hat – dem Credo seines Ex-Arbeitgebers, des Internationalen Währungsfonds treu – dem Neoliberalismus, sprich dem ungebremsten Profitstreben, alle Tore geöffnet und betreibt gleichzeitig eine krude Machtpolitik, die sich um demokratische Regeln nur kümmert, wenn sie gerade passen. Wir brauchen also gar nicht das Washingtoner Oberhaupt erwähnen, um festzustellen: Der Beweis, dass QuereinsteigerInnen besser regieren, bleibt zu erbringen.

Was die Religion betrifft, hatte die Moderne eigentlich eine Abkehr vollzogen: Religion und Staat waren mehr oder weniger strikt getrennt worden. Theokratien, wo Herrschaft allein religiös begründet und gerechtfertigt wird, schienen endgültig überwunden. Als Paradebeispiel wird gerne das pharaonische Ägypten angeführt – daher das dem Artikel vorangestellte Foto der Kriegsgöttin Sachmet[3]

Haile Selassie hingegen war ein weltlicher Herrscher. Auch wenn er angeblich von der Königin von Saba und von König Salomon abstammt. Zum Messias, also zum Gesalbten, von Gott eingesetzten Herrscher, machten ihn erst die Rastafari ab seinem Jamaika-Besuch im Jahr 1966. Acht Jahre spater wurde Hail Selassie von Mengistu unsanft seiner absolutistischen Macht entledigt.

 [4]

Auch außerhalb Ägyptens gab es afrikaweit zahlreiche historische Beispiele theokratischer Herrschaft oder von Herrschaft mit theokratischen Elementen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich die “Theologie“ hier von jener der Buchreligionen mit ihrem mehr oder weniger strengen Schöpfergott ganz grundsätzlich unterschied. Vergessen wir auch nicht, dass gar nicht wenige Gesellschaften weitgehend ohne Herrschaft auskamen[5], also ohne ChefInnen jenseits der Großfamilie oder des Dorfes.

Doch mit der Kolonialisierung und mit den von den Kolonialherren vererbten politischen Systemen war auch in Afrikas Politik die Moderne eingeschrieben worden.

Allerdings ragten und ragen afrikanische PräsidentInnen[6] tendenziell stärker aus der Masse heraus als anderswo in Demokratien Usus ist. Das liegt insbesondere daran, dass die Kontrolle über den Staat Zugriff auf Ressourcen bedeutet, die meist den sonst in den nationalen Ökonomien verfügbaren Mitteln haushoch überlegen sind. Diese Macht will, scheint es, ausgekostet werden. Zwar mögen Jean-Bédel Bokassa (Zentralafrikanische Republik bzw. Kaiserreich) und Yahya Jammeh (Gambia) wie verrückte Ausreisser erscheinen, doch gebären sich auch StaatschefInnen anderswo, als wären sie dem “normalen“ Menschsein enthoben, als wären sie HalbgöttInnen, als wären nur Ihresgleichen der Anerkennung und des wirklichen Respekts würdig.

Doch muss eineR sich nicht für Gott oder die Göttin halten oder ausgeben, um Unheil zu stiften. Religion kann auch anders an der Staatsspitze mitmischen.

So dürfte zum Beispiel der Pastor Moïse Loussouko Koré erheblichen Einfluss darauf genommen haben, dass Laurent Gbagbo 2011 hart blieb, sich erst geschlagen gab, als er angesichts französischen Beschusses nicht mehr anders konnte. Der einstige Basketballer Koré – er gehörte der ivorischen Nationalmannschaft an, die 1981 in Mogadischu die Afrikameisterschaft gewann, auch wenn er dort nicht spielte – und regionale Direktor eines Telekom-Multis verwandelte sich 1988 in einen Mann Gottes und gründete seine eigene charismatische Kirche namens Shekinah Glory Ministries, samt feurigen Reden, Wundern, Trancen und Heilungen. Zu den Mitgliedern gehörten Simone und ihr Mann Laurent Gbagbo. Er begleitete den ivorischen Staatschef als spiritueller Ratgeber, galt als ihm besonders nahestehend, hat unter anderem im Ausland verhandelt, um für Gbagbo Waffen zu beschaffen[7]. Und er sorgte dafür, dass sich Gbagbo mit der Zeit nicht mehr als vom Volk gewählt, sondern von Gott auserwählt erachtete – ihn vom Thron stoßen zu wollen, kam einer “internationalen Verschwörung“ gleich oder gar einem “satanischen Unternehmen“[8].

Laurent Gbagbo hatte als Sozialist begonnen…

 [9]

In Burundi finden wir ein anderes Beispiel eines ex-Staatschefs, dessen Zugehörigkeit zu einer evangelikalen Kirche erheblichen Einfluss auf die Geschicke des Landes nahm. Präsident Pierre Nkurunziza war Mitglied der Felsen-Kirche, seine Frau Denise war Pastorin dieser Kirche in Bujumbura, der burundischen Hauptstadt. In solchen Kirchen ist viel die Rede von spirituellen Kämpfen, in erster Linie vom Kampf gegen den Teufel. PastorInnen segnen und interpretieren die von Gott gesetzten Zeichen. Pierre Nkurunziza war freilich der von Gott Auserwählte, vorbestimmt, Burundi vor seinen Feinden zu retten. Die Felsen-Kirche hat von der präsidialen Unterstützung profitiert, mittlerweile gibt es etwa 50 Felsen-Gemeinden in Burundi.[10]

Die Regierungspartei CNDD-FDD hat zudem für alle ihre Mitglieder den Donnerstag verpflichtend zu einem Tag des Gebetes und des Fastens erklärt. Und Nkurunziza betete in aller Öffentlichkeit und zu allen möglichen Anlässen – bei kulturellen, politischen und Sport-Ereignissen. Geschickt mit einigen Elementen präkolonialer Traditionen versetzt, verwendete er seinen Glauben in der ganz überwiegend christlichen Bevölkerung als Machtinstrument. Er ließ sich den Titel “Visionär“ umhängen, hat sich also quasi zum Propheten ausrufen lassen. Burundis “ewiger oberster Führer” würde er auch über das Ende seiner Präsidentschaft hinaus bleiben.

Wie Joseph Kabila im benachbarten Kongo-Kinshasa hatte er gut vorgesorgt für die Zeit danach. Doch damit ihm die Macht auf ewig bleibt, hätte er überleben müssen. Das hat er wohl übersehen und ist am 8. Juni 2020 offiziell einem Herzinfarkt erlegen, wahrscheinlich aber war es der Corona-Virus, den er beharrlich kleingeredet hatte und demzutrotz er Wahlen hatte abhalten lassen. Überstürzt musste sein gewählter Nachfolger frühzeitig den Thron besteigen – und hat bereits ein Kabinett ernannt, das voller Hardliner ist. Von der erhofften Öffnung also keine Spur.

 [11]

Die katholische Kirche übernimmt in der Regel keine politische Macht. Das heißt freilich nicht, dass sie nicht versucht, Einfluss zu nehmen auf die Politik, aber sie tut es meist aus der zweiten Reihe. So hat zum Beispiel Kardinal Philippe Ouédraogo Ende 2014, als es darum ging, in Burkina einen Übergangspräsidenten zu finden, klar zum Ausdruck gebracht, dass das seinem kirchlichen Amt widersprechen würde[12].

Ansonsten nimmt die katholische Kirche durchaus auch kritische Positionen ein, so geschehen zum Beispiel in Kamerun und vor allem in Kongo-Kinshasa gegen die Versuche Joseph Kabilas, seine Zeit als Präsident unrechtmäßig zu verlängern. In Togo hat die Bischofskonferenz Anfang März laut und deutlich ihre Zweifel an der Korrektheit der Präsidentschaftswahlen zum Ausdruck gebracht[13]. Wenige Tage bevor Faure Gnassingbé dann abermals als Präsident vereidigt wurde, tat Philippe Kpodzro, 90-jähriger Ex-Erzbischof der togolesischen Hauptstad Lomé, ebenso laut und öffentlich seine anhaltende Unterstützung für den seines Erachtens nur angeblich unterlegenen Oppositionellen Gabriel Agbéyomé Kodjo kund[14].

Von der Enthaltsamkeit offizieller Funktionäre unbeeinträchtigt können freilich strenggläubige KatholikInnen an der Macht sein. Um einen solchen handelt es sich beim tansanischen Präsidenten John Magufuli. Der hat Mitte April 2020 sein Volk dazu aufgerufen, drei Tage lang, von Freitag, dem 17., bis Sonntag, den 19. April, zu Gott dem Allmächtigen zu beten, das Land von der Corona-Pandemie zu erlösen. “Er wird uns erhören“[15]. Und, Sie mögen das glauben oder nicht, er hatte Recht: Anfang Juli erklärte Magufuli das Land für coronafrei. In einer Kirche in Dodoma, der Hauptstadt Tansanias, verlautbarte er, dass Gott sei Dank und dank der Gebete der Gläubigen die Krankheit ausgemerzt werden konnte. Und er pries die Gläubigen, weil sie weder Masken noch Handschuhe trugen[16].

Nun hat in Malawi, dem südwestlichen Nachbarn Tansanias, ein Mann die Präsidentschaftswahl gewonnen, der sehr viel tiefere religiöse Wurzeln vorzuweisen hat als Magufuli. Der heute 65-jährige Lazarus Chakwera ist seit 2013 Chef der Malawi-Kongresspartei, der Partei des Gründerpräsidenten Hastings Banda[17], die es seit dessen Abwahl nicht mehr zurück an die Macht geschafft hatte. Davor aber hatte der studierte Theologe und Philosoph Chakwera fast ein Vierteljahrhundert lang als Vorsitzender der malawischen Assemblies of God fungiert – weltweit sind diese Assemblies of God die größte Kirche (eigentlich “Denomination“) der Pfingstbewegung[18]. Während des Wahlkampfes schloss er seine Veranstaltungen stets mit einem Gebet.

Wenig überraschend handelte es sich bei seinem Umstieg in die Politik nicht um eine persönliche Entscheidung, sondern um einen hehren Auftrag: “Gott hat zu mir gesprochen. Er hat nicht zu mir gesagt: ‘Ich entziehe dir dein Priesteramt.‘ Er hat zu mir gesagt: ‘Ich weite dein Priesteramt aus, damit du eine ganze Nation führen kannst‘.“[19]

Hoffentlich geht das gut!

In der Rede anlässlich seiner Angelobung[20] versprach er, ein Präsident für alle zu sein und die Korruption auszurotten. Der Traum, den die MalawierInnen träumten, ziele nicht nur auf Freiheit, sondern auch auf geteilte Prosperität[21].

Hoffen wir, dass er das nicht so meint wie das unter CharismatikerInnen und PfingstlerInnen weitverbreitete Wohlstandsevangelium, wo Reichtum und Erfolg Gunstbeweise Gottes sind, Belohnungen für Gebete und sonstige religiöse Verdienste.

 [22]

Religiöser Einfluss auf Politik ist selbstverständlich nicht aufs protestantische und katholische Christentum beschränkt. In Algerien in den 1990er Jahren und in Ägypten nach dem Arabischen Frühling wurde der an die Macht drängende oder schon an der Macht befindliche politische Islam mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. In Marokko ist der Staatschef auch Oberhaupt der Gläubigen.

Und auch südlich der Sahara sind Staat und Religion nicht streng getrennt. So kann in Senegal die Unterstützung der großen islamischen Bruderschaften (Muriden[23], Tijaniya, Quadiriya) wahlentscheidend sein.

Weiter im Osten, in Mali, befindet sich die politische Szene im Umbruch. Mali ist de iure ein laizistischer Staat. Doch das kümmert den Imam Mahmoud Dicko wenig, dem ich schon vor einem Jahr einen halben Artikel gewidmet habe[24].

Als er noch – elf Jahre lang – Präsident des Hohen Islamischen Rates (Haut Conseil Islamique du Mali/ HCIM) war, hat er so manchen Sieg über die Regierung davongetragen. Die Modernisierung des Familienrechtes, ein Gesetz gegen die Exzision, die sexuelle Erziehung von Jugendlichen an Schulen waren im Lauf der Jahre Opfer des umtriebigen und sehr konservativen Imams geworden. Ein Staatsanwalt wurde entlassen, nachdem er es gewagt hatte, sich mit Dicko anzulegen, nachdem dieser den Terroranschlag auf das Hotel Radisson Blu am 20. November 2015, bei dem 170 Geiseln genommen und 22 Personen getötet worden waren, als “göttliche Strafe für eine von Homosexualität pervertierte Welt“ bezeichnet hatte.

Im April 2019 hat Mahmoud Dicko sich aus dem Hohen Islamischen Rat zurückgezogen, der wird nun von Chérif Ousmane Madani Haïdara geleitet, lange Jahre Dickos Vize und sein Gegenspieler. Im September gründete er dann die Koordination der Bewegungen, Vereinigungen und Sympathisanten (Coordination des mouvements, associations et sympathisants/CMAS) – keine politische Partei, aber mit ihr will sich Dicko deutlicher als früher in die Politik einmischen.

Hatte er Ibrahim Boubacar Keïta/IBK, den malischen Präsidenten, bei den Wahlen zwei Mal (2013 und 2018) unterstützt und somit wahrscheinlich entscheidend zu dessen Sieg beigetragen, so ist er seit dessen Wiederwahl zu einem heftigen Kritiker der Regierungsführung des Staatschefs geworden. Nicht, dass er mit seiner Kritik nicht Recht hätte – nur hat er sehr lange gebraucht, um dem Präsidenten auf die Schliche zu kommen. Dabei ist seit vielen Jahren deutlich sichtbar, dass der nichts weiterbringt, insbesondere, was die Wiedervereinigung Malis und die Verbesserung der Sicherheitslage betrifft. Die einzige offene Frage ist, inwieweit er dazu unfähig ist, beziehungsweise, wie sehr ihm der Wille mangelt: Die Krise im Land sichert ja den Zufluss erheblicher Mittel der internationalen Staatengemeinschaft, die sich am weltweiten Kampf gegen den Terrorismus betätigen.

Für 5. und abermals 19. Juni 2020 luden drei Organisationen – zuvorderst Dickos CMAS, dann die Bewegung Hoffnung Neues Mali (Espoir Mali koura/EMK) des Cineasten und früheren Ministers Cheick Oumar Cissoko sowie die Front zur Rettung der Demokratie (Front pour la sauvegarde de la démocratie/FSD) zur Kundgebung gegen IBK und seine Regierung. Sehr sehr viele folgten dem Aufruf, ein Menschenmeer reklamierte in der malischen Hauptstadt den Rücktritt des malischen Präsidenten. Die drei Organisationen haben sich inzwischen zur 5. Juni-Bewegung-Vereinigung der patritotischen Kräfte (Mouvement du 5 juin-Rassemblement des Forces patriotiques/M5-RFP) umorganisiert und ausgeweitet. Dabei hat sich Dicko ganz eindeutig zum Haupt-Oppositionellen aufgeschwungen[25].

Obwohl alles darauf hindeutet, dass er selbst nicht die Macht ergreifen will, dass er sich nicht die Hände mit Politik schmutzig machen will, geht es ihm ganz eindeutig um politischen Einfluss. Und es besteht Anlass zur Sorge: Mahmoud Dicko ist zwar kein Islamist, aber er vertritt keinen moderat-toleranten, sondern einen rigorosen Islam, wie er in der Vergangenheit für Westafrika eigentlich untypisch war. Und wenn er auch selbst kein Islamist ist, so setzt er sich ganz klar für Verhandlungen mit den Islamisten, also mit den Terroristen ein.

Setzt Dicko sich durch – und derzeit ist keine wesentlicher Widerstand merkbar – dann verheißt das auf der gesellschaftspolitischen Ebene und insbesondere für die malischen Frauen nichts Gutes.

[26]

Nicht nur in Mali gewinnt der Islam in der Politik an Bedeutung. Auch in Niger und Nigeria ist das so. Auch dort haben sich die Eliten im neuen Jahrtausend verstärkt der Religion zugewandt, auch dort gewinnt der Salafismus auf Kosten der traditionellen, moderateren und toleranteren sufistischen Varianten des Islam an Boden[27].

Dem Kabinett des nigerianischen Präsidenten Buhari gehört seit seiner Wiederwahl Scheich Isa Pantami an, ein muslimischer Prediger, Absolvent der saudischen Universität von Medina. Im benachbarten, de iure streng laizistischen Niger gehört der Regierung Mahamadou Issoufous die Tochter eines in Mali und Niger beliebten Predigers an. Khadidja Dialla selbst tritt für ein streng an islamischen Grundsätzen ausgerichtetes Regieren ein, insbesonderel auch im Bankwesen.

Der Präsident des Niger bezeichnet übrigens Kalif Umar, ein Gefährte Mohammeds, der 634 bis 644 zweiter Kalif des Islams war, als sein Vorbild. In einem laizistischen Staat äußert Issoufou – Liebkind der Satten Welt – da doch Überraschendes. Doch die Konzepte ebendieser Satten Welt haben offensichtlich ausgedient. In Nigeria bemühte sich die Bewegung für die Einführung der Scharia, wo sie von der politischen Elite mitgetragen wurde, schon seit Ende der 1990er Jahre um ein Wiedergewinnen des Vertrauens des Wahlvolkes. Der Islam fungierte als Mittel der Mobilisierung, Frömmigkeit verhieß Erneuerung der den Kolonialherren abgeschauten politischen Strukturen, die sich als korrupt und illegitim erwiesen hatten. Dann also good governance qua Scharia! Mit der Einführung der islamischen Religionspolizei in Kano zu Anfang der 2000er Jahre als Höhepunkt.

Wenn Demokratie keine Wahl lässt[28]. Wenn die zur Auswahl stehenden PolitikerInnen und die verschiedenen Parteien alle das Gleiche anbieten und die WählerInnen wissen, dass sie abgesehen von ein paar Wahlzuckerln nichts Gutes zu erwarten haben. Dann ist es an der Zeit, sich anderswo um Alternativen umzuschauen. Dann werden QuereinsteigerInnen attraktiv. Und dann darf es uns nicht wundern, wenn die Religion ein Comeback feiert.

Denn Religion steht für Moral, auch wenn es sich dabei um ein oft verfehltes Ideal handelt.

 

Endnoten:

[1] Siehe Günther Lanier, Nach dem Chamäleon 2 Banker und 1 Unternehmer. Benins Demokratie vor dem Ende? Radio Afrika TV 17.6.2020, https://radioafrika.net/2020/06/17/nach-dem-chamaleon-2-banker-und-1-unternehmer-benins-demokratie-vor-dem-ende/.

[2] Siehe Günther Lanier, Der Warlord als notorischer Versprechensbrecher, Radio Afrika TV 20.5.2017, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2017/05/20/der-warlord-als-notorischer-versprechensbrecher/.

[3] Kriegsgöttin Sachmet (Sekhmet), “die Mächtige“, “die Herrin des Zitterns“, im alten Ägypten außerdem zuständig für Schutz vor Krankheit und für Heilung, Khonsu-Tempel in Karnak, Foto Asavaa 24.11.2009, zugeschnitten und leicht überarbeitet von GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KhonsuTemple-Karnak-Sekhmet.jpg.

[4] Priester in Lalibella (Nordwest-Äthiopien, bekannt für seine in den Fels gehauenen Kirchen) mit den religiösen Symbolen der äthiopischen orthodoxen Kirche. Foto Lucy Shaw 15.1.2017, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Priest_in_Lalibella.jpg

[5] Solche Gesellschaften werden oft “akephal“ (kopf- also herrscherInnenlos) oder “segmentär“ (in viele kleine Segmente unterteilt) genannt.

[6] Ganz überwiegend handelt es sich um Männer.

[7] Siehe Cheikh Yérim Seck, Moïse Koré. Un pasteur proche du président Gbagbo, au cœur des intrigues du pouvoir, suscite curiosité et interrogations. Portrait, Jeune Afrique 6.12.2004, https://www.jeuneafrique.com/128184/archives-thematique/moese-kor/.

[8] Siehe Stephen W. Smith, The Story of Laurent Gbagbo, London Review of Books Vol.33, Nr.10, 19.5.2011, https://www.lrb.co.uk/the-paper/v33/n10/stephen-w.-smith/the-story-of-laurent-gbagbo.

[9] Wahrscheinlich die Erdgöttin der Yoruba (Südwest-Nigeria) auf einer hölzernen Maske. Ein Kind trinkt, eines trägt sie am Rücken, fünf weitere begleiten sie. Foto Wellcome Collection Gallery, London, Foto Nr. M0014367, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Head_mask._Yuruba,_Southern_Nigeria,_W.Africa_Wellcome_M0014367.jpg.

[10] Laurent Larcher, Au Burundi, la dérive religieuse du clan présidentiel. Adepte de l’Église du Rocher, Pierre Nkurunziza utilise la religion pour affermir son autorité et sa légitimité, La Croix 27.3. und 4.4.2018, https://www.la-croix.com/Religion/Au-Burundi-derive-religieuse-clan-presidentiel-2018-03-27-1200927127.

[11] Postkarte: Ein katholischer Priester schaut aus dem Fenster seines kleinen Holzhauses in Südafrika, ca. 1907, die Postkarte bzw. Das Foto stammt aus dem International Mission Photography Archive der Yale University, FotografIn unbekannt, zugeschnitten und leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Priest_leaning_out_the_window_of_his_house,_South_Africa,_ca.1907_(IMP-YDS-RG101-017-0000-0108).jpg.

[12] Siehe Chantal Nikièma, Un évêque Président de la transition ? La position du Cardinal Philippe Ouédraogo, www.eglisesduburkina.org, 10.11.2014, https://www.egliseduburkina.org/un-eveque-president-de-la-transition-la-position-du-cardinal-philippe-ouedraogo/.

[13] RFI, Présidentielle au Togo: la Conférence des évêques émet des doutes, RFI 2.3.2020, http://www.rfi.fr/fr/afrique/20200302-pr%C3%A9sidentielle-togo-conf%C3%A9rence-%C3%A9v%C3%AAques-%C3%A9met-doutes.

[14] Peter Dogbe, Togo: monseigneur Kpodzro réitère son soutien à l’opposant Gabriel Agbéyomé Kodjo, RFI 29.4.2020, http://www.rfi.fr/fr/afrique/20200429-togo-monseigneur-kpodzro-r%C3%A9it%C3%A8re-soutien-opposant-agb%C3%A9yom%C3%A9-kodjo.

[15] Sammy Awami, Coronavirus: Magufuli calls for weekend of prayer, BBC Africa Live 17.4.2020 um 8h39. Ausführlicher zum Umgang Magfulis mit dem Virus: Peter Fabricius, Magufuli confronts COVID-19 with prayer and snake oil. Tanzanians are increasingly alarmed at their government’s unscientific approach to the coronavirus pandemic, Institute for Security Studies/ISS 8.5.2020, https://issafrica.org/iss-today/magufuli-confronts-covid-19-with-prayer-and-snake-oil?utm_source=BenchmarkEmail&utm_campaign=ISS_Weekly_FR&utm_medium=email.

[16] BBC in einer Kürzestmeldung: Tanzania ‘free of coronavirus’ – president, BBC Africa Live 8.6.2020 um 15:07. Ausführlicher: Aikande Clement Kwayu, Tanzania’s COVID-19 response puts Magufuli’s leadership style in sharp relief, The Conversation 31.5.2020, https://theconversation.com/tanzanias-covid-19-response-puts-magufulis-leadership-style-in-sharp-relief-139417.

[17] Siehe Günther Lanier, Maravi – Nyasaland – Malawi. Afrikas warmes Herz, Radio Afrika TV 23.4.2020, https://radioafrika.net/2020/04/23/maravi-nyasaland-malawi/.

[18] Auch John Dramani Mahama, 2012-17 Präsident Ghanas, und der jetzige äthiopische Verteidigungsminister gehören den Assemblies of God an.

[19] Das sagt er in einem rezenten Video, vor bunten Kirchenfenstern stehend. Siehe Malawi : africanews.com, Lazarus Chakwera, de la prêtrise à la présidence, Netafrique.net 29.6.2020, https://netafrique.net/malawi-lazarus-chakwera-de-la-pretrise-a-la-presidence/.

[20] Sie ist anhörbar und ansehbar auf https://www.youtube.com/watch?v=KQDLiKFNJPw.

[21] Wörtlich: “to enjoy shared prosperity“ bei Minute 6:24.

[22] Ayuba Suleiman Diallo, ca.1701-1773, laut Bildunterschrift “Hohepriester“ in Bundu, im senegalesischen Futu, Porträt mit Koran an Halskette 1733, Radierung 22,8*15,6cm, British Museum Nr.1847,0713.65 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Job,_son_of_Solliman_Dgiallo,_High_Priest_of_Bonda_in_the_Country_of_Foota,_Africa_(BM_1847,0713.65).jpg. Kurzbiographie: Sohn eines politischen und religiösen Peulh-Führers, später Sklave in Maryland, dann nach London geschickt, schließlich nach Senegal zurückgekehrt, Gelehrter. 1738 veröffentlichte er einen der ersten Berichte aus Betroffenensicht über seine Versklavung und schlussendlich Rückkehr. Siehe https://www.britishmuseum.org/collection/term/AUTH233349.

[23] Diese unterstützte den Christen Senghor.

[24] Günther Lanier, Islam & politische Macht. Sieg in Mali – Niederlage in Ägypten, Radio Afrika TV 3.7.2019, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2019/07/03/islam-politische-macht/.

[25] Siehe insbesondere Boubacar Haidara, Lamine Savane, Les religieux sont-ils en train de prendre le pouvoir au Mali? The Conversation 24.6.2020, https://theconversation.com/les-religieux-sont-ils-en-train-de-prendre-le-pouvoir-au-mali-141085.

[26] Banco(Lehmziegel)-Moschee in Bani, Region Sahel, Burkina Faso. Foto Adam Jones 20.7.2010, leicht überarbeitet von GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mud_Mosque_-_Bani_-_Sahel_Region_-_Burkina_Faso_-_01.jpg.

[27] Meine Quelle für diesen und die folgenden zwei Absätze ist AbdouIaye Sounaye, Mit dem Koran statt dem “Kapital“, Weltsichten 7-8/2020, pp.53-55.

[28] Der am 27.3.2020 verstorbene malawische Ökonom und Intellektuelle Thandika Mkandawire sprach von “choiceless democracy”.

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