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Schwarze Frauen ehren.

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Tim Okamuras Bilder gespiegelt in Maya Angelou- und Lucille Clifton-Texten.

Günther Lanier, Ouagadougou, 29.1.2020.

Tim Okamura wurde 1968 in Kanada geboren, erwarb dort in Calgary am Alberta College of Art and Design einen Master of Fine Arts with distinction, ist also ein “Magister der Feinen Künste“ samt Auszeichnung. 1993 ging er nach New York und in Brooklyn lebt er bis heute.

Ihm und seiner Büro-Managerin Isabelle Ewing herzlichen Dank für die Erlaubnis des Verwendens seiner Bilder![1]

Nach zwei Artikeln über Sierra Leone in der ersten Jänner-Hälfte[2] begebe ich mich nun also auf die transatlantische Seite des Dreieckshandels, wo ein guter Teil der ersten SiedlerInnen von Freetown herkamen. Sehen wir Tims Bilder, so springt ins Auge, wie sehr das andere Welten sind. Und doch…

Vielleicht ist es Wien, das Lichtjahre vom Großen Apfel[2a] entfernt ist – und auch von Freetown und dem es beherbergenden Kontinent?

Courage 3.0

Wer bildet wen ab?

Tim Okamura “erforscht Identitäten, die städtische Umwelt und zeitgenössische Ikonographie mit einer einzigartigen Malmethode, die eine akademische Herangehensweise an Darstellung mit Collagen, Spray Paint- und Mixed Media-Art kombiniert.“ Indem er Menschen ins Rampenlicht holt, die in der Kunst unterrepräsentiert und “anders“ sind, hat er die Möglichkeit, von ihnen zu lernen und seine Vorstellungen über sich selbst in Frage zu stellen.

Hauptsächlich zeigt er schwarze Frauen in Positionen der Stärke.

Obwohl er keine konzeptuellen Werke schafft, entsprechen sie oft nicht den Erwartungen der BetrachterInnen und fordern diese daher heraus: “Wer kann in der Kunst wen darstellen?“ Tim Okamura ist sich sicher, dass die Leute schnell spüren, “ob ein Kunstwerk von einem Ort der Authentizität aus gemacht ist oder nicht“. Die Botschaften seiner Kunst, seine Bilder sind positiv, sie “feiern meine Gemeinschaft“[3].

Eine Auswahl von Tim Okamuras Bildern ist derzeit und noch bis zum 25. Mai 2020 zu sehen im Rahmen der “Still I Rise“(Doch ich erhebe mich)-Ausstellung im Massachusetts Museum of Contemporary Art/MASS MoCA.

Ich lasse hier die Bilder für sich selbst – und natürlich für die Abgebildeten – sprechen, unterlege sie mit Texten von zwei Poetinnen, die im ausstellungsbegleitenden Educator’s Guide, also dem ErzieherInnen-Führer, zitiert werden.

The Parlor[4]

Doch ich erhebe mich
Von Maya Angelou[5]

Du kannst mich in die Geschichte hineinschreiben
Mit deinen bitt’ren krummen Lügen,
Du kannst mich in den Schmutz hineintreten
Und doch, wie Staub, erheb’ ich mich.

Regt dich meine Unverschämtheit auf?
Warum überkommt dich Schwermut?
Weil ich ausschreite, als hätt’ ich Ölquellen,
Die in meinem Wohnzimmer sprudeln.

Wie Monde und Sonnen,
Mit der Sicherheit von Gezeiten,
Wie hochfliegende Hoffnungen
Erhebe ich mich noch immer.

Wolltest du mich zerbrochen sehen?
Mit gebeugtem Kopf und gesenktem Blick?
Mit wie Tränen herabfallenden Schultern,
Geschwächt von meinen inbrünstigen Schreien?

Verletzt dich mein Stolz?
Nimm’s nicht so furchtbar schwer,
Denn ich lache, als hätte ich eine Goldgrube
Im eigenen Garten hinter’m Haus.

Du kannst mich mit deinen Worten erschießen,
Du kannst mich mit deinen Augen zerstückeln,
Du kannst mich mit deiner Gehässigkeit töten,
Und doch, wie Luft erheb’ ich mich.

Bringt dich meine Sinnlichkeit aus der Fassung?
Bist du überrascht,
Dass ich tanze, als hätte ich Diamanten,
Da, wo meine Schenkel aufeinandertreffen?

Aus den Hütten der Schande der Geschichte
Erheb’ ich mich
Aus einer Vergangenheit, die in Schmerz gründet,
Erheb’ ich mich
Ich bin ein schwarzer Ozean, hochschnellend und weit,
Aufwallend und überfließend bringe ich die Flut hervor.

Hinter mir Nächte des Terrors und der Furcht
Ich erhebe mich
In einer wunderbar klaren Morgendämmerung
Ich erhebe mich
Ich schenke die Geschenke der AhnInnen,
Ich bin der Traum und die Hoffnung der SklavInnen.
Ich erhebe mich
Ich erhebe mich
Ich erhebe mich.[6]

Rosie No.1

was der spiegel sprach
von Lucille Clifton[7]

hör’ mal,
du wunder
du stadt
von einer Frau
du hast
deine ganz eigene
geographie.
um dich zu verstehen
braucht’s eine karte.
um sich in dir zu bewegen
braucht’s wegbeschreibungen.
hör’ mal,
frau,
du bist kein nirgends
bist nicht irgendein
mädchen;

der herr mit händen auf dir
hat seine hände auf
einem
verdammt tollen
körper![8]

How It Is To Be[9]

hommage an meine hüften
von Lucille Clifton[10]

diese hüften sind breite hüften
sie brauchen platz,
um sich zu bewegen.
sie passen nicht an kleine,
triviale orte. diese hüften
sind freie hüften.
sie mögen es nicht, aufgehalten zu werden.
diese hüften waren nie versklavt,
sie gehen, wohin sie gehen wollen,
sie tun, was sie tun wollen.
diese hüften sind mächtige hüften.
diese hüften sind magische hüften.
ich war zeugin,
wie sie einen mann verhext und
wie einen Kreisel herumgewirbelt haben.[11]

 

Endnoten:

[1] Für das dem Artikel vorangestellte Bild “Nafsi“ gilt © Tim Okamura & The Kid Belo. Alle anderen Bilder dieses Artikels © Tim Okamura.

[2] Günther Lanier, Freistadt. Land der Verheißung, Radio Afrika TV 8.1.2020, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2020/01/08/freistadt/ sowie Günther Lanier, Der Weg war gewiesen. Religion, Licht und Wissenschaft für (wieder) Freie, Radio Afrika TV 15.1.2020, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2020/01/15/der-weg-war-gewiesen/.

[2a] New York wird gerne “The Big Apple“ genannt.

[3] Die drei vorangehenden Absätze zitieren aus/stützen sich auf Grace Ebert, Striking Portraits Featuring Powerful Women of Color Painted by Artist Tim Okamura, Colossal (eine internationale Internet-Plattform für zeitgenössische Kunst) 23.12.2019, https://www.thisiscolossal.com/2019/12/tim-okamura-portraits-women/.

[4] Ein eher altmodisches Wort für Salon/Empfangszimmer/Wohnzimmer.

[5] Im Original “Still I rise“, das ist auch der Name der Ausstellung. Das von mir übersetzte Maya Angelous Gedicht aus 1978 ist auf https://www.poetryfoundation.org/poems/46446/still-i-rise zu finden oder eben im ausstellungsbegleitenden Educator’s Guide: https://massmoca.org/wp-content/uploads/2019/09/EducatorsGuide_StillIRise_Pages-1.pdf.

Die 2014 im Alter von 86 Jahren verstorbene Poetin, Sängerin, Aktivistin Maya Angelou an der Johns Hopkins University in Baltimore, Foto Kingkongphoto & www.celebrity-photos.com 29.10.2010 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maya_Angelou_in_Baltimore.jpg.

[6] Im Original: Still I Rise // By Maya Angelou // You may write me down in history / With your bitter, twisted lies, / You may trod me in the very dirt / But still, like dust, I’ll rise. // Does my sassiness upset you? / Why are you beset with gloom? / ’Cause I walk like I’ve got oil wells / Pumping in my living room. // Just like moons and like suns, / With the certainty of tides, / Just like hopes springing high, / Still I’ll rise. // Did you want to see me broken? / Bowed head and lowered eyes? / Shoulders falling down like teardrops, / Weakened by my soulful cries? // Does my haughtiness offend you? / Don’t you take it awful hard / ’Cause I laugh like I’ve got gold mines / Diggin’ in my own backyard. // You may shoot me with your words, / You may cut me with your eyes, / You may kill me with your hatefulness, / But still, like air, I’ll rise. // Does my sexiness upset you? / Does it come as a surprise / That I dance like I’ve got diamonds / At the meeting of my thighs? // Out of the huts of history’s shame / I rise / Up from a past that’s rooted in pain / I rise / I’m a black ocean, leaping and wide, / Welling and swelling I bear in the tide. // Leaving behind nights of terror and fear / I rise / Into a daybreak that’s wondrously clear / I rise / Bringing the gifts that my ancestors gave, / I am the dream and the hope of the slave. / I rise / I rise / I rise.

[7] Lucille Cliftons Gedicht “what the mirror said” aus 1980 ist auf https://poetry.lib.uidaho.edu/lucille-clifton/what-the-mirror-said/ verfügbar oder auch im ausstellungsbegleitenden Educator’s Guide: https://massmoca.org/wp-content/uploads/2019/09/EducatorsGuide_StillIRise_Pages-1.pdf. Übersetzung GL.

Die Dichterin und Professorin Lucille Clifton verstarb 2010 in Baltimore im 74. Lebensjahre.

Ein schönes Schwarz-weiß-Foto von Lucille Clifton, leider nicht gemeinfrei, ist zu sehen auf https://www.nytimes.com/2019/10/02/books/lucille-clifton-reginald-dwayne-betts.html.

[8] Im Original: what the mirror said / by Lucille Clifton // listen, / you a wonder. / you a city / of a woman. / you got a geography / of your own. / listen, / somebody need a map / to understand you. / somebody need directions / to move around you. / listen, / woman, / you not a noplace / anonymous / girl; / mister with his hands on you / he got his hands on / some / damn / body!

[9] Wie es ist, zu sein.

[10] Das von mir übersetzte Gedicht ist auf http://poetry.lib.uidaho.edu/category/lucille-clifton/ zu finden.

[11] Im Original: homage to my hips / by Lucille Clifton // these hips are big hips / they need space to / move around in. / the don’t fit into little / petty places. these hips / are free hips. / they don’t like to be held back. / these hips have never been enslaved, / they go where they want to go / they do what they want to do. / these hips are mighty hips. / these hips are magic hips. / i have known them / to put a spell on a man and / spin him like a top!

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